Die Zeitintervalle der Sessions können im Coaching einen entscheidenden Unterschied machen.
In meiner Coaching-Praxis baue ich mehr auf die kurzen Intervalle. Im Beitrag erkläre ich, warum das so ist.
Glaubenssatz: Eine Coaching-Session dauert eine Stunde
Als ich früher selbst Coaching in Anspruch genommen hatte, lagen die Termine größtenteils einen Monat auseinander. Damals hatte ich diesen Rhythmus gar nicht in Frage gestellt – es war so vorgegeben vom Coach – 60 Minuten einmal im Monat Ich dachte, das müsse so sein. Auch, um die besprochenen Themen und Maßnahmen zu verarbeiten und umzusetzen.
Ich habe diese langen Intervalle als Nachteil empfunden. Es verging oft so viel Zeit, bis ich ein drängendes Thema endlich behandeln konnte. Und das, was gerade besprochen war, rückte wie ungeliebte Hausaufgaben in die Ferne: der nächste Termin war ja erst in vier Wochen.
Selbst in meiner Coaching-Ausbildung wurde von einstündigen Sitzungen ausgegangen. Der Aufbau einer klassischen Session war unter einer Stunde auch nicht gut zu machen.
Als ich gemerkt habe, dass das nicht zwangsläufig zielführend ist, habe ich diesen Glaubenssatz losgelassen. Und das kam so:
Mit Coaching Impulsen
In meiner Zeit im Personalmanagement war ich als Vertrauensperson für Mitarbeiter da. Sie kamen mit ihren Wehwehchen zu mir, wenn sie durch den Wind waren. Konfus sind, durch den Wind, ratlos, unsicher.
Sie konnten einfach so mal bei mir reinschauen „Kann ich dich was fragen, hast du einen Moment Zeit?“ Sie brauchten ein offenes Ohr und Zuspruch für die großen und kleinen Widrigkeiten im Joballtag.
Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns je eine Stunde Zeit genommen haben. Das wäre auch gar nicht drin gewesen. Es waren immer nur kurze Impulse, mit denen sie weiterkamen. Und wenn das nicht genug war, haben wir noch mal gesprochen.
Aus dieser Erfahrung heraus habe ich mein Coachingprogramm aufgesetzt. Kürzere wöchentliche Termine, 45 Minuten reichen aus: Was war, was läuft, wo klemmt es, was sind die nächsten Schritte. Dann geht es ins Umsetzen. Das ist unglaublich effektiv.
Diese 3 Situationen zeigen, wo kurze Coachings besser sind als lange Sessions:
Situationen mit meinen Kundinnen***, in denen kurze Check-Ins besonders wirksam sind:
1. Ilka: Kernaufgaben plus Projekt
Ilka hatte parallel zu ihrem Job im Marketing zum ersten Mal ein spannendes Projekt übernommen.
Ihre normalen Kernaufgaben plus Projekt on top: Da war sie oft mit akuten Herausforderungen konfrontiert. Sie kriegte es noch nicht unter einen Hut, ihren Job gut zu machen und das Projekt gleichzeitig voranzutreiben.
Mit den wöchentlichen Terminen konnten wir schnell auf unerwartete Situationen reagieren und Lösungen entwickeln. So blieb Ilka handlungsfähig und behielt den Überblick.
2. Sarah: „Ich weiß gar nicht, was im Moment mit mir los ist.“
Sarah steckte irgendwie fest. Es fühlte sich für sie an, als wenn sie auf der Stelle tritt und wie benebelt arbeitet. Es lief nicht rund, aber sie wusste nicht genau, woran das lag und was sie ausbremste.
Genau den blinden Fleck haben wir in einer Coaching-Sequenz ausfindig gemacht. In drei kurz aufeinanderfolgenden Terminen haben wir uns auf diesen Stolperstein konzentriert und ihn Schritt für Schritt aus dem Weg geräumt.
Kurzer Coaching-Bedarf: Fokus auf EIN konkretes Thema, um schnell Ergebnisse zu erzielen. Keine Ablenkung, kein Drumherum.
Sarah war ratz-fatz wieder in ihrer gewohnten Form, fühlte sich befreit und hatte wieder Spaß an der Arbeit!
3. Lena: Erste Position mit Führungsverantwortung
Als Lena in mein Coaching kam, war sie seit einem halben Jahr neu in Teamverantwortung. Sie hatte sich eigentlich auf die neue Rolle gefreut. Leider musste sie schmerzlich erfahren, dass es nicht so leicht ist, Anweisungen zu geben und die zwischenmenschlichen Themen im Team zu klären.
Mit unseren kurzen Coaching-Intervallen hatte wöchentlich Gelegenheit, ihr Standing und ihre Kommunikation zu reflektieren und bekam „frische“ Impulse für die nächsten Tage.
So konnte Lena mit Konfrontationen und spontanen Situationen besser umgehen und hat ihre Führungsfähigkeiten kontinuierlich verbessert.
***Die Namen meiner Kundinnen habe ich aus Datenschutzgründen geändert.
Und wo passt das nicht?
Die Beispiele machen deutlich, wie kurze Intervalle eine flexible Herangehensweise möglich machen und Coachees leichter auf unvorhergesehene Ausnahmesituationen reagieren zu können. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass längere Coaching-Sessions in monatlichen Abständen unvorteilhaft sind. Für Themen, die von langer Hand geplant werden, sind vierwöchige Sessions geeignet.
So brauchen z.B. Karriereplanung, persönliche Entwicklungsprojekte oder die Vorbereitung auf eine Führungsposition keine schnellen Impulse. In den größeren Abständen zwischen den Terminen bleibt genügend Zeit für die Umsetzung und Reflexion von besprochenen Strategien.
Hier sind monatliche Coachings einfach besser geeignet: Sie bieten ausreichend Raum, um Fortschritte zu bewerten, neue Techniken zu integrieren und die nächsten Schritte fundiert zu planen.
Fazit
Wie so oft – es kommt darauf an. Braucht eine Veränderung enge Begleitung mit hilfreichen Impulsen, sind kurze Intervalle vorteilhaft. Erfordert ein Ziel jedoch strategische Planung und tiefe Reflexion, sind längere Intervalle sinnvoll. One size fits all ist im Coaching nie angesagt.