Alles eine Frage der Einstellung?

Alles eine Frage der Einstellung

……….

Die Blogparade von Katharina Bonné dreht sich um die Frage „Was bringt dich auf die Palme? Und was bringt dich wieder runter?“. Mein Artikel passt perfekt dazu, denn darin geht es genau darum, was mich aus der Ruhe bringt und wie ich wieder runterkomme.

… über das Bedürfnis, sich mal so richtig echauffieren zu dürfen

Einstellungssache…

An der eigenen Einstellung können wir jederzeit aktiv arbeiten, so lässt sich Vieles aushalten.

Das geht über Loslassen, Durchatmen, Reframing (das Erlebte in einen anderen Kontext / Rahmen stellen), um nur ein paar Möglichkeiten zu nennen.

Jede/r wird da so seine/ihre eigene Methode haben. Prima Werkzeuge, erleichtern in der Tat die Kommunikation, das Zusammenleben mit (nervigen) Zeitgenossen und schonen die Nerven.

Ooommm?‍♀️

Das Recht, sich aufzuregen

Manchmal aber, da nützt das alles nichts. Mir jedenfalls nicht. Nicht, weil ich vergessen habe, wie das geht. Nein – schlicht, weil ich nicht will.

Ich will meine Einstellung nicht ändern.
Ich will nichts in einen neuen Kontext stellen.
ICH. WILL. MICH. AUFREGEN.

Und ich will mich echauffieren DÜRFEN.

Die Grenzen persönlicher Toleranz

Warum?

? Weil mich zum Beispiel olfaktorische, akustische und visuelle Umweltverschmutzung stört. Tausend verschiedene Klingeltöne. Lautstarke Telefonate. Sichtbare Tattoos an Körperstellen, die besser bekleidet wären.

? Muss ich wirklich die intimen Details einer Partnerschaft erfahren, nur, weil jemand telefonierend im Zug neben mir sitzt und nicht warten kann, bis er/sie das Gespräch in Privatsphäre führen kann?

? Ist es nötig, dass ich im Aufzug nur schwer atmen kann, weil sich Damen und mittlerweile auch Herren stark parfümieren, weil sie den eigenen Duft gar nicht mehr wahrnehmen?

? Muss ich mir sagen lassen, dass der Hund nicht beißt, obwohl es mir lieber wäre, wenn er mich noch nicht einmal beschnüffelt?

? Darf ich – weil alle Fussball lieben – nicht kommentieren, wenn Fußballspieler ungeniert auf den Rasen spucken und später dann mit den Knien durchrutschen?

Hast du auch solche Aufreger?

Persönliche Grenzen als Identität?

Vielem kann ich mich entziehen. Dingen, die andere in der Öffentlichkeit tun, kann ich mich leider oft nicht entziehen.

Hin und wieder will ich dem einfach nicht mit positiver Einstellung begegnen. Es gibt für mich Grenzen. Meine persönlichen Grenzen machen mich als Mensch aus. Diese Grenzen bestimmen meine Vorlieben, meine Persönlichkeit, mein Wertesystem.

Werte im Wandel der Gesellschaft

Meine Werte, deine Werte.

Wertesysteme sind die gemeinsamen Schnittmengen in einer Gesellschaft und machen deren Kultur aus. In unserer Gesellschaft scheint sich hier etwas zu ändern. Grundwerte wie Diskretion, Respekt, Rücksicht (Werte, die mir wichtig sind!) werden anderen oft nicht so entgegengebracht, wie das nach meinem Dafürhalten für ein gemeinsames Zusammenleben gut ist.

Aber wer bestimmt das?

Nehmen wir also einmal an, dass wir im Wandel sind und mein Wertesystem diesen Wandel noch nicht vollzogen hat: Dann möchte ich während des Wandels meine Zeitgenossen wissen lassen, was für mich gesellschaftlich (noch) nicht anerkannt ist und was mir (noch) schwerfällt zu tolerieren.

Dampf ablassen für den Seelenfrieden…

Also rege ich mich auf. Ich sage, was ich denke und was ich davon halte. Wenn anderen etwas nicht passt, das ich mache – werden sie es mir hoffentlich auch sagen. Ddas muss ich mir dann natürlich auch gefallen lassen.

Ich lasse Dampf ab, sonst platze ich. Ob es was ändert, weiß ich nicht. Aber es hat zumindest für mich eine Ventilfunktion.

Pfffffffft.

Und nun zurück zur positiven Einstellung

Und dann ist es auch wieder gut.

Vera Birkenbihl sagte: „Wenn sich jemand länger als 15 Sekunden über etwas ärgert, hat es ganz viel mit der Person selbst zu tun.“ 15 Sekunden finde ich zwar ziemlich kurz, doch grundsätzlich stimme ich zu. Wenn ich mich aufregen kann, kann ich mich auch wieder abregen.

Das mache ich auch. Wenn ich meinem Ärger Luft gemacht habe, kann ich mich mit Freuden wieder positiven Gedanken widmen. Und meine Einstellung einer Situation anpassen.

Ooommm?‍♀️…

War was? Hat jemand was gesagt? Dann ist ja offensichtlich alles in Ordnung.

Übrigens…

Wer das oft am besten aushält, sind Freunde. Freunde schätzen und mögen sich, obwohl sie nicht alle ihre Ansichten und Vorlieben teilen. ?

32 Responses

  1. Liebe Elisabeth, danke Dir zu Deinem Kommentar zu meiner Blogparade „Was bringt dich auf die Palme? Und was wieder runter?“
    https://www.katharinabonne.de/blogparade-was-bringt-dich-auf-die-palme/

    Danke Dir sehr für Deinen inspirierenden Artikel.

    ICH. WILL. MICH. AUFREGEN.
    Gefällt mir. In meiner Welt darf alles sein. Schließlich heißt das ja nicht, dass ich umherlaufe und nur noch rumschreie und andere verhaue. Viele raten zu positivem Denken. Nicht immer eine hilfreiche Wahl. 15 Sekunden gemäß Vera Birkenbihl gefällt mir: Ich habe auch festgestellt, wie unglaublich schnell man rauf auf die Palme kommt und wieder runter. Sportlich, aber es geht.

    Viele Grüße, Katharina

  2. Liebe Elisabeth,
    beim Lesen deines Blogartikels habe ich mich gefragt: Wie geht es mir damit? Meine persönlichen Grenzen liegen ganz klar woanders als deine. Wer welche Tattoos wo hat ist mir sowas von egal, auch Telefonate stören mich nicht, bei Gerüchen kommt es darauf ab. Ich nehme höchstens amüsiert wahr, welche unterschiedlichen Maßstäbe, Geschmäcker, Vorlieben die Menschen doch haben.
    Solange ich nicht den Eindruck habe, dass mich jemand bewusst beleidigen oder schädigen möchte, lasse ich mein Umfeld gewähren, was mich wirklich stört, lässt sich bei Bedarf freundlich klären.
    Bin ganz froh darüber, dass ich es gelernt habe, weitgehend gelassen durchs Leben zu gehen. Das war mal ganz anders. Jetzt geht es mir besser.
    Liebe Grüße
    Astrid

  3. Liebe Elisabeth,

    ach, endlich gibt es mal eine zu, nicht tiefenentspannt und erleuchtet lächelnd über den Dingen zu stehen.
    Meine Aufreger sind auch die ganzen Gerüche und Geräusche im öffentlichen Raum, Ignoranz, Unhöflichkeit, Freiheitsberaubung auf Rolltreppen (niemand sagt, dass man dort zweireihig STEHEN muss, oder?).

    Ich mag es auch, mich ordentlich auf- und dann wieder abzuregen.

    Mir gefällt die Ehrlichkeit, mit der du dem Sich-Luft-Machen die Lanze brichst.

    Ich habe deinen Artikel gern gelesen und werde wieder reinschauen.

    Liebe Grüße
    Silke

  4. Liebe Elisabeth,
    ein toller Artikel, der auch gleichzeitig zum nachdenken anregt. Über das eigene Wertesystem und wann die eigenen Grenzen überschritten sind. Gleichzeitig die Toleranz zu entwickeln, dass mein Gegenüber Dinge in seiner Art betrachtet. Ich habe mir angewöhnt, mich über diese Dinge aufzuregen, bei denen ich persönlich etwas verändern kann. Dann liegt es bei mir, Änderungen herbeizuführen. Für alle anderen Dingen, ist mir meine Energie zu schade. Herzliche Grüße Liane?

  5. Liebe Elisabeth,
    ich versuche Umstände, die mich ärgern, ohne Bewertung zu betrachten – gelingt meistens nur bedingt. In mir brodelt es und ich muss mir Luft machen, indem ich gerne auch mal Türen zuschlage und meinem Umfeld mitteile, dass ich zur Zeit nicht reden möchte.
    Mir geht es besser, wenn ich meinem Ärger Luft gemacht habe.

    Ein toller Artikel, auf den ich heute morgen durch das Rad gekommen bin.
    Liebe Grüße
    Kerstin

    1. Ohne Bewertung betrachten ist gut – das geht aber meines Erachtens mehr auf der Meta-Ebene. Wenn ich mich aufrege, bin ich ja gerade mittendrin… Ich brauche dann etwas Zeit, um nicht zu bewerten. Hauptsache, wir finden unseren Weg, um wieder runterzukommen. ?️?️⛅?️☀️

  6. Danke für den Impuls, das Wohltemeperierte liegt mir meistens mehr, aber richtig aufregen kann ich mich über nicht gegessenen Pausenbrote unter dem Teenie-Bett meiner Tochter….Vielleicht brülle ich dann doch beim nächsten Mal ein wenig lauter, um mir Luft zu machen. Mal sehen, was es bewirkt?!

  7. Liebe Elisabeth,
    ein guter Gedanken-Anreger. ALLES IMMER hinzunehmen ist schon lange nicht mehr meins. Da bin ich im Laufe der Jahre und der Lebenserfahrung rausgewachsen und habe das Mausige abgestreift wie eine Schlange ihre alte Haut. Zu sagen, was mir nicht passt, wenn es eine oder gar mehrere meiner persönlichen Grenzen überschreitet, ist inzwischen zu einem meiner Grundwerte geworden.
    Duftübergriffe! Boah! In meinem neuen Buch gibt es ein ganzes Kapitel über Geruchsterror und parfümelle Luftverpestung, der wir uns nur schwer entziehen können. Ich könnte irre werden, wenn ich gerade den Duft meines frischen Kaffees im Straßencafé genießen will und dabei die große Chanel-Davidoff-Whatever-Stinkwelle über mich schwappt. KREISCH! Olfakto-Terror!
    Ansonsten bringt mich relativ wenig aus der Ruhe, denn jeder Jeck ist anders, wie wir hier im Rheinland sagen. Ich kann Unrat gut vorbeischwimmen lassen.
    Außer: Leute, die versuchen, ungefragt an mir rumzuzerren. Dann gibt‘s Laute und sowas von den Reißzahn!
    Danke für Deine Inspiration.
    Herzlich
    Birgit
    P.S.: Eine persönliche Nachricht kommt per E-Mail.

    1. Du hast deinen Weg gefunden, liebe Birgit! ?Der Satz „Unrat vorbeischwimmen lassen“ gefällt mir besonders gut. Den habe ich vor -zig Jahren mal gehört. Ich werde ihn in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen. ?

  8. Ich finde spannend, dass diese persönlichen Grenzen von denen du schreibst so wahnsinnig unterschiedlich sein können. Ich liebe es, wenn Hunde ankommen und mich anschnuppern oder wenn ich im Zug privaten Gesprächen lauschen kann und welche Körperteile bedeckt oder nicht sind, lässt mich völlig kalt.
    Aber ich kenne das Gefühl mich aufregen zu wollen sehr gut und auch den Ärger, wenn andere das dann relativieren wollen („reg dich doch nicht so auf.“, „das lohnt den Ärger nicht“). Meine Aufreger-Momente sind beruftsbedingt oft schlechte Produktivitäts-Tipps oder Falschaussagen über Psychologen/Psychotherapie. Da werd ich ganz fuchsig ?

    1. Stimmt, Mara – die persönlichen Grenzen sind sooo unterschiedlich. Jede/r hat spezielle Trigger. Da gibt es ja auch kein Richtig oder Falsch. Trotzdem muss der Frust manchmal raus. Was nicht hilft, ist „entspann dich mal“ zu sagen. Was mir hilft: Fragen, ob etwas für andere ok ist oder nicht. Ich freue mich immer, wenn ich das gefragt werde. Dann brauche ich mich auch nicht aufzuregen. ?

  9. Vielen Dank fürs Teilen. Deine Inspiration erinnert mich, dass ich noch viel zu selten Dampf ablasse. Da schlägt mein hochsensibles Wesen Alarm, dass sich seine Ruhe wünscht. Ich denke drüber nach.

  10. Hallo Elisabeth, ein großes Hurra auf deinen Text. Ich liebe es mir Luft zu machen, meinen persönlichen Unmut mutig frei zu geben und dann wieder zur Tagesordnung überzugehen. Manchmal dauert es länger als 15 Sekunden, manchmal nicht. Da bin ich großzügig mit mir. Mein persönlicher Aufreger ist die quietschende Tochter meiner Nachbarn. Sie kreischt, schrill wie eine Losgelassene, wenn sie Sonntagmittags oder wahlweise auch Freitagabends oder anderen Wochentagen in das übergroße Planschbecken direkt an der Grundstücksgrenze springt… während ich idyllisch und genüsslich in meinem Garten, was auch immer machen möchte. Und als wäre das schrille Quietschen nicht schon Aufreger genug, muss ich mir dann von meinem Nachbarn anhören, dass er es traurig findet, dass ich das fröhliches Kinderlachen seiner 5 jährigen Tochter als Belästigung empfinden würde. Mit großer Genugtuung habe ich dann vor ein paar Tagen gehört, wie der größere Bruder des Mädchens meinte… „M. kannst du mal aufhören so zu schreien. Das ist mir zu laut!“ Ich dachte mir, manchmal regeln sich die Dinge auch ganz von alleine…
    Schön, dass ich mir hier den Raum nehmen durfte, mal Luft abzulassen… Auch als Atemtherapeutin immer wieder ein gutes Gefühl, ?❣️
    Danke für deinen Beitrag❣️
    Atembewegt & Herzlichst, Karin

  11. Liebe Elisabeth,
    du sprichst mir aus der Seele. Deine Grenzen der persönlichen Toleranz sind meinen ganz ähnlich.
    In dem Sinne ist mein persönlicher Aufreger im Wald immer wieder: Dee braucht keine Leine, der bleibt auf dem Weg und läuft nicht im Wald.
    An dieser Stelle möchte ich rinfach nur schreien und Frage mich, ob der Weg im Wald nicht zum Wald dazu gehört und deshalb Hunde nicht angeleint werden müssen.
    Genug davon, ich könnte mich dazu länger auslassen.
    So finde ich die 15 Sekunden sind ein guter Anhaltspunkt wann es wieder gut sein sollte. Im prinzip kann man die genauso wie die 3 Sekundenregel halten. 15 Sekunden laut dem Unmut Luft machen und dann gehts weiter.

    Danke für deine Indpiration.
    Liebe Grüße
    Kerstin

    1. Freut mich, Kerstin, dass du den Impuls aufnimmst.
      In Bezug auf Hunde hat mir kürzlich eine Aussage einer Bekannten sehr gut gefallen: „Ich bin keine Hundehasserin, ich hasse den Großteil der Hundebesitzer.“ ?

  12. Ein toller Blog-Beitrag, der dazu inspiriert, über die eigenen Werte nachzudenken und wie man sie nach Außen kommunizieren möchte. (Für mich auch ein wichtiges Thema, wenn ich meine Kund*innen bei ihren Büchern begleite.)

    Übrigens: Ich habe es auch schon geschafft, mich auf der Meta-Ebene zu ärgern – ich habe mich darüber geärgert, dass ich mich ärgere. ?

    Was dabei auch helfen kann:
    Einfach mal rausschreiben, was einen so aufregt. Dann kann man alles rauslassen und den Text danach wieder löschen, wenn es geholfen hat.
    Oder, nachdem man eine Nacht darüber geschlafen hat, den Text überarbeiten und beispielsweise für einen Post oder Blog-Beitrag nutzen. Dann hat es sich doppelt gelohnt. ?

    1. Toller Tipp, Vera!
      Den Ärger kreativ nutzen für einen Beitrag.
      Meinen Frust rausschreiben habe ich auch schon öfter genutzt. Auch, wenn ich mich irgendwo beschweren will. Und ja: Ganz wichtig, den Text mal ruhen zu lassen und mit etwas Abstand noch mal zu lesen. Das hilft, in der Kommunikation wertschätzend zu bleiben. ?

  13. Dem Ärger einfach mal Luft machen – das kann ich nach den letzten Monaten richtig gut nachvollziehen. In Vorbereitung auf eine Weltreise und nach der Kündigung kommt meine ewige Geduld doch an ihre Grenzen. Wie wohltuend es ist, Dinge einfach mal blank in den Raum zu werfen, ganz ohne Zugleine. Was da so zum Vorschein kommt ist manchmal sogar schon fast selbst erleuchtend. Manchmal muss Ärger wirklich einfach raus, damit man im Anschluss ganz zwanglos weiterlaufen kann.

  14. Liebe Elisabeth,

    was für ein spannender Text! Ich habe in den letzten Jahren so oft hören dürfen: „Du kannst nichts an einer anderen Person (oder Situation) ändern. Das einzige, was du ändern kannst, bist du selbst und deine Haltung.“

    Das habe ich immer wieder versucht, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Und ganz ehrlich: Ab und zu wäre ein Mir-Luft-machen sinnvoller gewesen.

    Vielen Dank für deine Denkanregung!

    Viele Grüße
    Ilka

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