„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Helmut Schmidt
„Kreiere die größte Vision für dein Leben, denn du bekommst das, woran du glaubst.“ Oprah Winfrey
Eine Vision zu haben, das klingt so mächtig, nach etwas Großem, fast unerreichbar. Wenn mich früher jemand nach meiner Vision gefragt hätte, wäre ich wohl überrascht gewesen und hätte mich gefragt, ob ich das überhaupt brauche. Ich hätte vermutlich geantwortet, dass ich keine Vision habe und in meinem Leben sehr gut ohne zurechtkomme.
Hat sich mein Blick auf Visionen im Laufe der Zeit verändert? Und wie? Dazu später mehr. Erst einmal zur Definition.
Was ist eine Vision und warum ist das wichtig?
Laut Duden ist eine Vision
a) eine übernatürliche Erscheinung als religiöse Erfahrung (z.B. die Apokalypse),
b) eine optische Halluzination (hier greift Helmut Schmidts Zitat),
c) eine in jemandes Vorstellung besonders in Bezug auf Zukünftiges entworfenes Bild.
In diesem Beitrag gehe ich mit Definition c weiter.
Eine Vision hilft demnach dabei, eine klare Vorstellung davon zu bekommen, wie die eigene Zukunft aussehen soll. Sie beantwortet Fragen wie:
Wie will ich leben?
Wie möchte ich sein?
Was möchte ich bewirken?
Wie will ich arbeiten?
Was ist mir wichtig?
Was brauche ich, um glücklich und zufrieden zu sein?
Wer eine Vision finden möchte, beschäftigt sich mit dem großen Ganzen. Lernt sich selbst besser kennen, um eine klare Vorstellung der eigenen Ziele und Wünsche zu bekommen. Daraus entsteht eine solide Basis für persönliches Wachstum und entschlossenes Handeln.
In Märchen, Geschichten und Filmen finden wir sehr oft Analogien zu Visionen. Gerade habe ich den Film Hugo Cabret von Martin Scorsese gesehen. Er basiert auf dem Buch „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ von Brian Selznick. Ein sehr schönes Buch, wunderbar verfilmt.
Eine Szene hat mich besonders berührt. Die beiden Protagonisten Hugo und Isabelle schauen aus der Turmuhr über Paris. Was Hugo sagt, erinnert mich stark an eine Vision, eine Mission:

Hier der Link zum Buch und zum Filmtrailer.
Der Weg zu meiner Vision
Am Anfang meiner beruflichen Laufbahn habe ich mir überhaupt keine Gedanken über meine Zukunft gemacht. Weder hatte ich große Ziele noch eine Vision, die mich angetrieben hätte. Ich habe im Hier und Jetzt gelebt, alles war gut, so wie es war. In dieser Zeit hörte ich das berühmte Zitat von Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Ich kannte das Wort Vision, konnte aber damit nichts anfangen.
Wie bin ich mit dem Thema Vision in Berührung gekommen?
In einem Zeitmanagement-Seminar wurde ich zum ersten Mal nach persönlichen Zielen gefragt. Da ist mir bewusst geworden, dass ich meine Zukunft gar nicht aktiv plane. Das hat mich aber nicht gestört, ich habe das nicht als Mangel empfunden.
Später war ich in einem Netzwerk, in dem wir uns in Kooperationen gemeinsam nach vorne bringen wollten. Um einen gemeinsamen roten Faden zu finden, haben wir einen Workshop veranstaltet. Auch eine gemeinsame Vision wurde zum Thema. Auch wenn mir das immer noch etwas zu hoch erschien, begann ich langsam zu verstehen, was es damit auf sich hat.
Besonders eindrücklich wurde mir das Konzept Vision, als in einem Konzern, für den ich damals arbeitete, ein Unternehmensleitbild erstellt werden sollte. Dort wurden große Fragen gestellt wie:
„Was ist unser Platz in der Welt?“
„Warum tun wir das, was wir tun?“
„Welche Werte würden wir selbst dann hochhalten, wenn es ein Nachteil im Wettbewerb wäre?“
Ich fand beeindruckend, dass es für ein großes Unternehmen darauf gute Antworten gab, die den Geschäftsbereich und alle Mitarbeiter:innen einbezogen.
Eine eigene Vision finden?
Wenn es im Großen funktioniert, habe ich mich gefragt, ist es dann für eine Einzelperson nicht viel leichter, ein Leitbild zu finden?
Um meine eigene Vision ging es zum ersten Mal in einem Kurs zu verschiedenen Marketingthemen und Netzwerken. In einem Modul haben wir unsere Vision erarbeitet. Damals war ich überwiegend noch im HR-Interimsmanagement unterwegs. Ich habe operativ, konzeptionell und beratend gearbeitet. Meine Vision war zu dem Zeitpunkt auf Unternehmen und deren Führungskräfte ausgerichtet.
Eine schmerzliche Erfahrung
Im Kurs hat jede/r der Gruppe seine Vision vorgelesen. Als ich meine stolz präsentiert habe, sagte einer der Teilnehmer „Das ist doch keine Vision!“. Der Kursleiter hat zwar interveniert – jede/r habe seine eigene Sichtweise. Und in der nächsten Pause hat sich der Teilnehmer auch bei mir entschuldigt, er habe es nicht so gemeint. Aber der Stachel saß. Tief und fest. ?
Ich hatte mir zwar Gedanken darüber gemacht, was mein Platz in der Welt sein könnte. Nach diesem Erlebnis habe ich mich aber sehr damit zurückgehalten, das auch mit der Welt zu teilen.
Es hat lange gedauert, bis ich diesen Stachel ziehen konnte. Heute weiß ich, dass nicht ich ein Problem hatte, sondern der Teilnehmer. Wenn jemand es an Wertschätzung mangeln lässt, hat es sehr viel mit der Person selbst zu tun. Heute kann ich das loslassen.
Neuausrichtung
Vor wenigen Jahren wollte ich in meiner Selbständigkeit nicht mehr „mehr desselben“. Ich suchte eine Neuausrichtung, einen neuen Fokus. Mir war noch nicht klar, wo und wie ich mich neu positionieren wollte.
Also war Visionsarbeit angesagt. Meine Stärken waren mir bewusst. Die hatte ich nun in Bezug zu meinen Werten gesetzt. Damit habe ich mir das ideale Umfeld vorgestellt, in dem ich wirken möchte. Es hat sehr viel Spaß gemacht, daran zu arbeiten und schwarz auf weiß zu sehen, wie die ideale Welt aussehen sollte, in der ich arbeiten möchte.
Damit hat sich mein Wirkungsfeld geändert. Ich fokussiere mich mittlerweile auf Selbstmanagement und Fokus Coaching. Mit meinen Programmen richte ich mich in erster Linie an Frauen in verantwortungsvollen Jobs. So hat sich meine Vision leicht geändert, aber der Kern ist geblieben.
Meine Vision
Menschen dabei unterstützen, sich selbstbestimmt zu entwickeln und den richtigen Platz im Beruf zu finden.
Ich möchte eine Arbeitskultur gestalten, in der Menschen einen Sinn in ihrem Tun finden und ihre Fähigkeiten voll ausschöpfen. Damit sie persönliche Erfolge erzielen und sich eine erfüllte Zukunft aufbauen.
Ich glaube daran, dass es für jeden Menschen die richtige Position gibt, an der er/sie einen guten Job machen kann. Ich bin überzeugt davon, dass wir das erreichen werden, wenn Veränderung als Verbesserung verstanden wird. Sorgen wir für ein Umfeld, in dem Menschen wachsen und sich entfalten können, so wie sie es brauchen.
Wer sein Entwicklungspotential erkennt und ausschöpft, Talente und Stärken in die Arbeit integriert und selbstbestimmt vorangeht, kann echten Wert schaffen und zu seinem eigenen Erfolg beitragen.
Dafür braucht es ein gutes Selbstmanagement: ein starkes Selbst für selbstbestimmtes Handeln, einfache Systeme für effizientes Arbeiten und eine gute Kommunikation für erfolgreiche Zusammenarbeit.
Ich setze mich dafür ein, dass das Wirklichkeit wird.
Wenn ich meine Vision für mich selbst klar habe und sie mit anderen teile, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich mit den Menschen zusammenarbeite, die wirklich zu mir passen. Ich finde das sehr erstrebenswert.
Mit oder ohne Vision?
Ohne eine Vision kann es dir passieren, dass du einfach in den Tag hineinlebst und dich treiben lässt. Natürlich kannst du die Dinge nehmen, wie sie kommen und dein Handeln darauf ausrichten.
Das hat bei mir jahrelang bestens funktioniert. Ich habe die Schritte geplant, die mich in der aktuellen Situation weitergebracht haben. Man braucht nicht unbedingt eine Vision, um erfolgreich zu sein. Auch ohne eine definierte Vision kannst du im Leben viel erreichen.
Doch wenn du eine Vision hast, wird alles runder. Sie hilft dir, klarere Ziele zu setzen, motivierter zu arbeiten und letztlich zufriedener sein. Dein Leben fühlt sich stimmig an. Alles fügt sich zusammen.
Ich habe mir Menschen zusammengearbeitet, die Visionen eher kritisch sahen. Sie haben in ihrem Bereich einen tollen Job gemacht.
Ich habe mit Menschen zusammengearbeit, bei denen ich spürte, dass sie wohl eine Vision antreibt. Sie haben sich nie Gedanken darüber gemacht. Sie leben einfach ihre Vorstellungen und ihre Werte und stecken andere mit ihrer Begeisterung an.
Und ich habe mit Menschen zusammengearbeitet, die konkret eine Vision für sich definiert haben. Es verwundert nicht, dass es da sehr leicht fällt zu sehen, wie man zusammenpasst.
Meine persönliche Meinung: Es lohnt sich, einmal innezuhalten und darüber nachzudenken, welches Bild du von deiner Zukunft hast – beruflich und persönlich.
Ganz egal, wie du das selbst siehst – lass dir nie, nie, nie einreden, das wäre so nicht richtig.
2 Responses
Tatsächlich hatte ich Deinen Blogartikel noch nicht gelesen, liebe Elisabeth. Wie konnte das passieren?
Danke für den Filmtipp, ich habe den Trailer schon gefunden.
Da war ich ja recht früh dran mit meiner Vision, denn die ersten Zweifel kamen mir direkt nach der Ausbildung: Was mache ich eigentlich hier und warum???? Ich finde es gar nicht so einfach, die eigene Vision zu finden, man muss ein bisschen in sich hineinhorchen und den manchmal kleinen und unscheinbaren Zeichen folgen.
Ich bin Deinen Gedanken sehr gerne gefolgt und danke Dir für die Blogparade.
Liebe Grüße
Marita
Hi Marita,
ja – manche beschäftigen sich früh mit dem Thema Vision, andere (wie ich) brauchen länger. ?♀️ Hauptsache, wir lassen uns nicht nur treiben.
Schön, dass dich mein Filmtipp inspiriert hat!
Liebe Grüße
Elisabeth